Schon in der Vergangenheit waren Stellungnahmen der Landeselternvertretung Gymnasien geprägt von mangelndem Respekt und von persönlicher Herabwürdigung Andersdenkender im bildungspolitischen Bereich. Man hat sich fast schon daran gewöhnt. Die gestern verschickte Presseerklärung der Landeselternvertretung musste ich aber erstmal sacken lassen.
Neben der inzwischen üblich gewordenen Keilerei gegenüber anderen bildungspolitischen Akteurinnen und Akteuren (hier: GEW, Landelterninitiative für Bildung e.V.) findet sich auch ein Passus, in dem der Gegenstand des Vorschlags der CDU-Landtagsfraktion, freiwillige Ferienschulen mit Unterstützung durch pensionierte Lehrkräfte und Lehramtsstudierenden einzurichten, als „pädagogischer Volkssturm“ bezeichnet wird.
Um es klar zu sagen: Es ist unterirdisch, Diskussionsvorschläge zur Verbesserung der Situation an unseren Schulen auch nur annähernd in die Endphase des NS-Regimes und des Zweiten Weltkrieges zu rücken, in der von den Nazis 16- bis 60jährige Jungen und Männer als „letztes Aufgebot“ zum Einsatz befehligt wurden. Die Sprecher der Landeselternvertretung Gymnasien verabschieden sich damit endgültig als ernstzunehmende Gesprächspartner in bildungspolitischen Fragen.
Wenn schon offizielle Gremien wie eine Landeselternvertretung Anleihen bei NS-Begrifflichkeiten machen, dann konterkariert das jegliche Bemühungen an Schulen für eine wertebasierte Demokratieerziehung und alle Initiativen gegen Rassismus und Diskriminierung. Ich frage mich, ob dieses Agieren von der LEV in Gänze gutgeheißen wird. Wir brauchen in der Bildungspolitik eine gut aufgestellte LEV auch an den Gymnasien, die ihre Perspektive und Expertise in den Diskurs einbringt.
Zur Sache selbst: Es gibt gute Gründe dafür, sich kritisch über den CDU-Vorschlag auszutauschen. Das machen wir derzeit auch innerhalb der Koalition. Denn aus unserer Sicht muss ein solches Angebot, wenn es bei der Aufarbeitung schulischer Lerndefizite erfolgreich sein soll, unmittelbar mit dem Schulalltag verknüpft sein und hier spielen die Lehrkräfte eine wichtige Rolle.
Was war der "Volkssturm"? Infos hier.